"Wie viele Kinder hast du?" – Und wer trägt die Verantwortung für die Antwort?

Es passiert in den beiläufigsten Momenten.
Beim Smalltalk.
Beim Kennenlernen.
Im Wartezimmer.
Beim Elternabend.
Und dann kommt sie:
Die Frage, die alles zum Stillstand bringt.

"Wie viele Kinder hast du?"

Was harmlos klingt, ist für manche von uns wie ein Stich ins Herz.
Ich bin eine Sternenmama.
Und ich weiß nie sofort, welche Antwort du verträgst – oder ertragen willst.

Wem gehört die Verantwortung?
Ich spüre sie sofort, diese plötzliche Verantwortung, die nicht meine ist.
Die Frage kam von dir.
Aber plötzlich frage ich mich:

Kann ich das sagen?

Ist das zu schwer für dich?

Willst du wirklich die echte Antwort hören?

Oder nur eine, die nett in dein Bild passt?

Warum muss ich in Millisekunden abwägen, ob du mit der Wahrheit klarkommst?

Ich bin müde, ständig mitzudenken, was „zumutbar“ ist.
Denn ich bin nicht diejenige, die das Thema ins Spiel bringt.
Du hast gefragt.
Und trotzdem fühle ich mich wie diejenige, die „zu viel“ ist, wenn ich ehrlich bin.

"Das wollte ich gar nicht wissen…" – Aber du hast gefragt
Manche Menschen stocken, wenn ich antworte:

„Ich habe drei Kinder. Zwei hier – und eins im Herzen.“

Dann wird geschluckt, gezögert, das Thema gewechselt.
Und ich frage mich:
Warum stellt man eine Frage, auf die man die ehrliche Antwort nicht verträgt?

Ist es nicht paradox, dass ausgerechnet ich – die mit dem Verlust – dafür verantwortlich gemacht werde, wenn es jemandem unangenehm wird?

Als müsste ich Rücksicht nehmen auf die Gefühle von Menschen,
– die nie mein Kind kannten,
– die keine Ahnung vom Schmerz haben,
– die eigentlich nur nett plaudern wollten.

Die Wahrheit ist kein Angriff. Sie ist Liebe.
Ich spreche nicht von meinem verstorbenen Kind, um Mitleid zu bekommen.
Ich spreche, weil mein Kind existiert hat.
Weil ich es liebe.
Weil es für mich dazugehört – genau wie die Kinder, die du sehen kannst.

Ich mache es nicht, um dich zu überfordern.
Ich mache es, weil du gefragt hast.

Wenn du fragst, dann hör bitte auch hin.
Vielleicht sollten wir lernen, diese Fragen bewusster zu stellen – und bewusster zu beantworten.
Vielleicht sollten wir nicht so tun, als wären Familie, Elternschaft und Kinder eine bequeme, planbare Angelegenheit.

Wenn du fragst: „Wie viele Kinder hast du?“ –
dann frage nicht nur die, die sie sichtbar an der Hand halten.
Frage auch die, deren Arme leer geblieben sind.
Und sei bereit, eine Antwort zu hören, die weh tun kann.
Nicht, weil sie falsch ist – sondern weil sie wahr ist.

Fazit: Ich bin nicht verantwortlich für deine unbequemen Gefühle.
Ich bin nicht unhöflich, wenn ich ehrlich bin.
Ich bin nicht „zu viel“, wenn ich mein Kind erwähne.
Ich bin nicht verantwortlich dafür, dass du dich erschrickst,
wenn du eine Frage gestellt hast,
deren Antwort du nicht erwartet hast.

Ich bin einfach nur eine Mama.
Mit einem Kind im Himmel.
Und das ist nicht weniger echt, nur weil es dich überfordert.