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Interview Papierkunst Selbermachen Shop

Paperwolf | Wolfram Kampffmeyer

geschrieben von Uwe am 01.04.2021
Wolfram Kampffmeyer, PaperWolf

Kannst Du Dich und Deinen Shop kurz vorstellen?

Ich heiße Wolfram Kampffmeyer und wohne mit meiner Frau, zwei Kindern und zwei Ziegen in Aach im Hegau. Als selbstständiger Computeranimator erwecke ich nicht nur am Computer Tiere zum Leben. Meine Leidenschaft ist das Entwerfen von neuen Skulpturen, die eine lebendige Ausstrahlung haben.

Seit 2010 kreiere ich unter dem Label Paperwolf dreidimensionale Tierskulpturen aus Papier. Egal, ob Hirsch, Löwe, Faultier oder Erdmännchen, mit jedem neuen Tier wuchs mein Papierzoo von einer kleinen Idee zu einem zweiten beruflichen Standbein.

Meine Bausätze verkaufe ich weltweit. Jedes Jahr gesellen sich neue Skulpturen zum Selberbauen hinzu – immer dann, wenn es mich wieder packt und eine neue Idee an die Oberfläche drängt. Die Paperwolf-Skulpturen sind Tiere, die zu gleichen Teilen Wohnaccessoires, Geschenke, Kunst und Zeitvertreib sind, zugleich aber auch stolze und tierfreundliche Trophäen Deiner eigenen Schöpferkraft.

Wie bist Du auf den Namen Deines Shops gekommen?

Da ich Wolfram heiße, lag eine Kombination aus meinem Namen und dem Material, mit dem ich arbeite, nahe.

Bis es dann aber wirklich einen Wolf aus Papier gab, mussten fast 10 Jahre vergehen. Der „PaperWolf“ sollte ganz besonders schön werden und ich hatte mir die psychologische Messlatte damit sehr hoch gesetzt. 2019 war es dann aber so weit. Manchmal reicht ein kleiner Anstoß, und der kam in Form einer Anfrage eines Schweißers, der eines meiner Tiere schon mal aus Stahl geschweißt hatte. Und er wollte gerne einen Wolf aus Metall bauen. Das nahm ich als Gelegenheit, endlich meinen großen Wunsch zu erfüllen, meinem Shopnamen alle Ehre zu machen und erschuf den Wolf, den es nun in zwei Größen gibt: hübsche 41 cm und beeindruckende 60 cm.

Welche Produkte verkaufst Du in dem Shop auf kasuwa?

Die meisten meiner Produkte sind tolle Designobjekte. Kleine Kunstwerke zum Selberbauen. Ich biete dreidimensionale Tiere im geometrisch-flächigen Polygonstil an, die der Kunde ganz flexibel in seiner Lieblingsfarbe bestellen und als Bausatz nach Hause geliefert bekommt.

Der Käufer verbringt dann ein paar gemütliche Mußestunden mit Falten und Kleben und hat für die Wand oder den Tisch eine einzigartige Papierskulptur seines Lieblingstiers.

Ein paar ganz besonders kleine Bastelbögen habe ich auch – sie passen auf eine Postkarte. Durchaus bastelbar, wenn auch aus recht kleinen Elementen bestehend. Perfekt zum Verschenken oder Verschicken – und fast zu schade zum Zerschneiden.

Worin unterscheiden sich Deine Produkte von denen andere Hersteller? Was macht Dein Produkt so einzigartig?

Wenn ich auf kasuwa schaue, scheine ich bisher (Stand: März 2021) der einzige Designer von tierischen Bastelbögen zu sein. Als ich 2010 mit Paperwolf anfing, war es nicht viel mehr als ein Hobby (recht einzigartig, denn bis dato gab es praktisch keine Anbieter von lebendigen, flächigen Tierskulpturen aus Papier), das dann 2013 – 2014 sehr schnell wuchs (dank einiger Veröffentlichungen und Portraits in Zeitschriften und großen kuratierten Blogs) und zu einem echten zweiten Standbein wurde. Und damit schossen viele Mitbewerber weltweit aus dem Boden, die primär meine Ideen kopierten. Mittlerweile gibt es international zahlreiche Papercraft-Designer, einige glücklicherweise auch mit einer eigenen Handschrift. Die meisten bieten ihre Objekte als pdf-Download an, während ich dem Kunden die Bausätze als bereits ausgeschnittene Einzelteile aus hochwertigem, durchgefärbtem Papier verkaufe.

Durch meinen Background als Characteranimator (Trickfilm) lege ich Form, Detailgrad und Pose meiner Tierskulpturen so an, dass das Typische des jeweiligen Tieres in einer sehr lebendigen Pose bestmöglich dargestellt wird.

Wie sieht Deine Werkstatt aus, in der Du die Produkte herstellst?

Einer der schönsten Räume in unserem alten Haus ist meine Werkstatt. Hier darf kreatives Chaos herrschen und in den Regalen sammeln sich meine Ideen und Prototypen.

Ich arbeite zu 100% im Homeoffice und konnte so jeden ersten Schritt, jedes erste Wort meiner Kinder live mitbekommen.

Welche Materialien verwendest Du für Deine Produkte?

Für meine Papierskulpturen kommt natürlich Papier zum Einsatz. Das meiste davon beziehe ich von einer traditionsreichen deutschen Papierfabrik, die über Solarzellen und ein eigenes Wasserkraftwerk den Strom für ihre Produktion höchst nachhaltig herstellt. Sie verwenden teilweise die Reste (Beschnitt) aus der Produktion gleich wieder in einer eigenen Recycling-Linie.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei Auswahl Deiner Materialien?

Ein bisschen bin ich darauf angewiesen, welches farbige Papier ich überhaupt bekomme. Ich beziehe meine Farben von 2-3 Herstellern. Am liebsten hätte ich ausschließlich Recyclingpapier, doch leider gibt es das nicht in allen Farben.

Ich verschicke grundsätzlich plastikfrei – eine Ausnahme mache ich manchmal bei einer größeren Bestellung kurz vor Weihnachten, da es ab und zu vorkommt, dass ein Postbote den Umschlag schräg in den Briefkasten klemmt und er dann vollgeregnet wird. Das passiert sehr selten, aber es passiert manchmal. In so einem Fall schicke ich natürlich Ersatz (lieber das Ganze noch einmal produzieren als jede Bestellung in Plastik einpacken!). Aber wenn jemand kurz vor Weihnachten bestellt, ist die Zeit für eine zweite Lieferung oft nicht mehr drin – daher auch mal eine Plastikhülle.

Alle meine Bestellungen verschicke ich in Papprückenumschlägen oder Maxibriefboxen aus Pappe.

Kannst Du uns die Arbeitsschritte möglichst detailliert beschreiben, die für die Herstellung Deiner Produkte notwendig sind?

Einige meiner Ideen kamen nach einem Zoobesuch. Ein bestimmtes Tier fiel mir besonders ins Auge: Aussehen, Bewegung, typische Merkmale – alles wird in meinem Kopf gespeichert. So entsteht vor meinem inneren Auge bereits eine grobe Skulptur. Später modelliere ich das Tier dann in einem 3D-Programm am Computer. Für Details des Tieres suche ich Bilder im Internet. Ich reduziere die digitale Skulptur so weit wie möglich, ohne dass das Wesen des Tieres oder die typischen Merkmale verloren gehen. Dabei setze ich jede Fläche, jeden Punkt von Hand. Die Linien folgen der organischen Form des Tieres.

3D-Modell Faultier

Bin ich mit dem 3D-Modell zufrieden, „entfalte“ ich es mit einem zweiten Programm, sodass die Einzelteile flach ausliegen. Hier achte ich darauf, dass man die Teile später auch leicht und logisch wieder zusammensetzen kann. Jede Klebelasche sitzt da, wo man später noch gut drankommt.

Die Teile lasse ich von meiner Schneidemaschine aus festem, farbigem Papier ausschneiden und klebe sie zusammen. Ist der Prototyp der Skulptur fertig, mache ich die Produktfotos und erstelle die Bauanleitung. Die Anleitung ist immer recht aufwändig, weil ich jedes Teil in der Anleitung einfärbe und auch hier schaue, dass keine Fragen offenbleiben. Für den Notfall steht in jeder Anleitung meine E-Mail-Adresse, sodass der Kunde sich bei mir melden kann, falls er Fragen hat.

3D-Modell Faultier

Bestellt eine Kundin dann den Hirsch in Karamell mit grauem Geweih, suche ich aus meinem Lager die entsprechenden Papierbögen und werfe meine Schneidemaschine an.

Welche Arbeitsschritte sind besonders schwierig, welche besonders aufwendig?

Der kreative Prozess ist immer schwer vorherzusehen. Manchmal ist die Form des Tieres schon fertig im Kopf und ich muss nur noch „abarbeiten“. Innerhalb weniger Stunden steht dann das 3D-Modell. Doch bei manchen Skulpturen fühlt es sich noch nicht richtig an und ich brauche Wochen, bis die Skulptur fertig ist. Da hilft nur Liegenlassen und ein paarmal drüber schlafen.

2019 stellte ich den Prototyp der weltweit ersten modular aufgebauten Orgel aus Papier fertig. Da stecken 2 Jahre Entwicklung drin. Ich hatte im Internet ein Video eines russischen Papierkünstlers gesehen, der eine kleine Papierorgel entwickelt hatte, mit dem Vermerk: „Ich würde euch ja eine Anleitung geben, aber es ist praktisch unmöglich, ein solches Instrument zu bauen“. Diese Herausforderung nahm ich an und entwickelte eine Papierorgel, die durch einen großen Luftballon angetrieben wird. Jedes Teil ist aus Papier, auch Tasten, Mechanik und Pfeifen. Und jedes Bauteil veränderte ich so lange, bis es zuverlässig reproduzierbar, funktionstüchtig und leicht zu verbauen war. Dieses Projekt finanzierte ich über eine Crowdfunding-Kampagne auf Kickstarter und konnte so in die Serienproduktion gehen und meinen über 180 lieben Kickstarter-Unterstützern einen Orgelbausatz schicken.

Welche Werkzeuge sind für die Herstellung Deiner Produkte notwendig?

Mein 3D-Programm ist mein Hauptwerkzeug, dort entwerfe und modelliere ich meine Skulpturen. Dann natürlich das Programm, mit dem ich die Abwicklung der Einzelteile mache – und mein Schneideplotter. Wobei man natürlich auch die Teile von Hand ausschneiden könnte. Ein paar meiner digitalen Bastelbögen sind ja zum Selbstausschneiden.

Was macht Dir an Deinem Handwerk besonders Spaß?

Ich war schon immer ein kreativer Mensch – mit einem großen kreativen Output. Diesen Drang kann ich mit meinen Skulpturen (und anderen Erfindungen) herrlich ausleben. Paperwolf ist ja nur ein Teil meines Berufes, zudem bin ich noch Computeranimator, Dozent an der Hochschule der Medien, und ein bisschen Klavierlehrer. Und immer, wenn ich ein Zeitfenster finde, arbeite ich an einer meiner Ideen. Geht ein bezahlter Job zu lange, stauen sich die Ideen in meinem Kopf an und warten nur auf eine „Zeit zwischen den Jobs“. So habe ich immer zu tun – und egal ob bezahlt oder ein eigenes Projekt: Die Wichtigkeit in meinem Kopf, also die Motivation, ein Projekt fertig zu bekommen, ist dabei gleich.

Wie lange verkaufst Du Deine Produkte schon?

2009 oder 2010 habe ich erste Tests gemacht, aus einem 3D-Objekt ein Papiermodell zu bauen. Damals baute ich einen Character meines animierten Abschlussfilms an der Filmakademie Baden-Württemberg nach, die Hauptfigur aus „Wallflower Tango“, den man auf YouTube ansehen kann:

Weil dieser Test so großen Spaß gemacht hat, entwarf ich speziell für den Bau einer Papierskulptur ein lustiges Schweinchen, etwa 60cm groß. Damit ging ich mit meinem ersten Onlineshop auf DaWanda live und freute mich wie ein Schneekönig, wenn ich alle paar Wochen das PDF des Bastelbogens für 7€ verkaufte. Tatsächlich gaben Menschen Geld für eine meiner Kreationen aus! Bald darauf gab es einen Pinguin und einen kleinen sitzenden Frosch. Von den ersten Werken ist nur noch der sitzende Frosch übrig geblieben. Schweinchen und Pinguin waren für mich qualitativ einfach nicht mehr zu vertreten. Das Schweinchen ist aber in ganz kleiner, simpler Form als Postkarte wiedererwacht.

Kurz vor der Geburt meiner ersten Tochter hatte ich den Drang, Afrikas „Big Five“ aus Papier zu bauen: Löwe, Elefant, Leopard, Büffel und Nashorn. Bis zum Geburtstermin war es nur noch eine Woche und ich schaffte tatsächlich jeden Tag ein Tier, inklusive Entwicklung und Bau aus Papier. Das Zeitalter der Schneidemaschine war angebrochen und mein Papierzoo bekam regelmäßig Zuwachs.

Wie bist Du auf kasuwa aufmerksam geworden und wie lange verkaufst Du schon auf kasuwa?

Nachdem DaWanda leider dichtgemacht hat, entstanden ja zahlreiche neue Handmade-Plattformen in Deutschland und Europa. Kasuwa stellte sich als das Langlebigste und Vielversprechendste heraus. Das bewog mich, gleich von Anfang an dabei zu sein!

Mit großem Interesse verfolgte ich kasuwas Wachstum aus den ersten Kinderschuhen hin zu einer ernstzunehmenden Plattform für Handmade Produkte. Die Wünsche von uns Designern wurden ernst genommen und zeitnah umgesetzt. Aus einer manchmal etwas experimentellen Nutzeroberfläche wurde ein intuitiv bedienbares Backend.

Welches Produkt aus Deinem Shop gefällt Dir ganz besonders?

In Zeiten, wo man ohnehin nicht viel tun kann, passt das Faultier am besten:

Faultier

Ursprünglich habe ich diese Skulptur entwickelt als Auftragsarbeit. Das Faultier sollte in 2 Meter Größe aus Sperrholz gebaut werden – als Blickfänger im Eingangsbereich einer Stuttgarter Firma. Doch leider wurde dieses Projekt dann erst einmal auf Eis gelegt, ich durfte das Faultier in der jetzigen Version als Papierbausatz aber verwenden.

Auf welchen Kreativmärkten verkaufst Du Deine Produkte?

Vor Corona habe ich ab und zu auf dem Weihnachtsmarkt hier in Aach einen kleinen Stand gehabt. Der heißt hier traditionell „Klosemarkt“. Paperwolf funktioniert jedoch generell als Onlineshop am besten.

Hast Du ein Ladengeschäft?

Nein. Wer aber in der Gegend ist, kann mich gerne spontan anrufen oder eine E-Mail schreiben, dann zeige ich meine kreativ-chaotische Werkstatt.

Wie bewirbst Du Deine Produkte?

Ich habe neben meinem Kasuwa-Shop auch eine Webseite, Facebook-Seite und einen Instagram-Account. So richtig Social Media betreibe ich jedoch nicht, dazu gibt es bei mir einfach zu selten neue Produkte. Jede Skulptur dauert in der Entwicklung sehr lange – und Paperwolf ist ja nicht mein einziger Beruf.

Bezahlte Werbung habe ich früher auf Facebook und Instagram versucht, doch das hat sich für mich nicht gelohnt.

Auch meine Testballone, auf Influencer-Anfragen mit kostenlosen Bastelbögen-Verschickungen zu antworten, endete meist mit einem nicht einmal erkennbaren Statistik-Peak. Wohingegen der eine oder andere begeisterte Blogeintrag eines Kunden wahre Besucherstürme nach sich zog.

Daraus lernte ich, dass für Paperwolf ein perfekter – und vor allem persönlicher – Kundensupport, schnelle Hilfe per Email bei Fragen, und das eine oder andere kostenlos beigelegte Goodie eine viel wirksamere Werbestrategie sind.

Was hast Du für Pläne für Deinen Shop auf kasuwa und für Deine Produkte?

Immer, wenn in mir eine neue Idee auftaucht und ich Zeit habe, setze ich sie als Papierskulptur um. Wie ich es schon seit 10 Jahren mache. Leider ist der Faktor Zeit meist das Nadelöhr, denn Ideen habe ich immer genug im Kopf…

Vielen Dank für Deine Unterstützung.

Wolframs fantastische 3-dimensionale Tierskulpturen aus Papier und Postkarten mit Miniaturskulpturen findest Du in seinem Shop Paperwolf auf kasuwa.

* Preise inkl. MwSt. (soweit erhoben), zzgl. Versand